Verhaltensauffälligkeiten bei Katzen? (Mit @anikatze.at)

Im Rahmen unserer Kampagne, in der wir Geld für zwei deutsche Tierheime sammeln (mehr Infos findest du auf hier), haben wir in den letzten Wochen mit einigen Experten sprechen können. Eine davon ist Anika Moritz (@anikatze.at), die mit ihrer Katze Lexi einen Weltrekord hält. In diesem Artikel spricht sie über Verhaltensauffälligkeiten bei Stubentigern.

 

Wer ist Anika? 

Anika ist Katzentrainerin, Inhaberin von anikatze und Autorin eines SPIEGEL-BESTSELLERS zur bedürfnisorientierten Katzenerziehung. Mit ihrer Katze hält sie einen Weltrekord für die meisten Tricks in 60 Sekunden und zeigt, dass auch Katzen trainiert werden können. Ihr Fokus in der Verhaltensberatung liegt auf Aggressionsproblematiken im Mehrkatzenhaushalt. Anika möchte, dass du dich im Umgang und Training mit deinen Katzen sicher und kompetent fühlst – und genau dabei unterstützt sie dich.


 

Verhaltensauffälligkeiten bei Katzen

Seelenkatze, Rekordkatze und Filmkatze

Katzen werden leider häufig als „kleine“ Hunde vermarktet, die faul auf der Couch liegen und nicht viel Aufmerksamkeit brauchen. Da könnte man auch meinen, dass die Probleme, die Katzen zeigen, kleiner und weniger störend sind. Dass das allerdings nicht stimmt, können einige Katzenbesitzer*innen bestätigen. Denn Katzen zeigen deutlich, wenn etwas nicht stimmt – eben auf ihre Katzenart. Es sind wir Menschen, die mehr Bewusstsein und ein besseres Auge für bestimmte Verhaltensweisen haben sollten, um diese abzuklären und lösen zu können. Viele Auffälligkeiten und Probleme bleiben daher oft unentdeckt oder werden schlichtweg falsch verstanden.

 

Gängige Verhaltensauffälligkeiten, die oft unentdeckt bleiben

Als Katzentrainerin kann ich sagen, dass jede mögliche Verhaltensauffälligkeit unentdeckt bleiben kann. Das hat in erster Linie zwei Gründe: Man beschäftigt sich nicht viel mit der eigenen Katze oder sieht sie zu selten (da Freigänger*in) , oder man hat noch kein Bewusstsein für bestimmte Verhaltensweisen bei Katzen. Mehr Bewusstsein zu schaffen ist hier das Stichwort. Katzen zeigen mehr als nur Schnurren, Kratzen, Schlafen und Spielen. Jede Auffälligkeit fällt erstmal für uns nicht deutlich auf. Die Katze pinkelt plötzlich nur noch in ein einziges Klo, es sind mehr Klumpen als vor ein paar Wochen. Der Kater legt sich immer wieder in den Weg der Kätzin, er lauert ihr immer wieder hinterher und lässt sie nicht allein. Das sind erste Anzeichen für Unsauberkeit oder, im letzteren Fall, Aggression im Mehrkatzenhaushalt. Wer sich hier direkt professionelle Hilfe holt und die Katze medizinisch in einer Katzenpraxis abklären lässt, ist auf einem guten Weg, die Problematik lösen zu können.

 

Schluss mit Interpretationen – Verhalten muss beobachtet werden

Federjunkie, Klettermaxi, Clickerkatze

Katzen denken anders. Sie machen nichts aus Protest, sie reagieren auf Stress und Krankheit. Fälschlicherweise werden Katzen immer wieder Verschwörungen – wie „sie pinkelt aus Protest auf mein Kopfkissen, um mich zu ärgern“ – zugeschrieben, dabei sind sie dazu rein kognitiv gar nicht in der Lage. Interpretationen geben einen Rahmen vor, der leider meist menschlich beschrieben ist. Menschen haben ein festes Bild davon, wie sich Katzen „normalerweise“ verhalten, und sehen daher (kleine) Veränderungen nicht als Warnsignal, sondern als Eigenart. Oft wird das Verstecken der Katze oder plötzliche Impulsivität als Charakterzug abgetan. Tatsächlich kann es jedoch auf ernsthafte emotionale oder physische Probleme hindeuten. Wir müssen lernen, Katzenverhalten zu beschreiben – ganz ohne Labels wie „ruhig“ oder „faul“, „stur“ oder „frech“. Denn die eigenen Emotionen stehen uns im Weg und fördern das Problem , tragen aber nicht zur Lösung bei.

 

Generelle Tipps im Umgang mit Katzen

Kuschelkater, Balljunkie, Clickerkatze

Um störende oder auffällige Verhaltensweisen zu bessern , ist eine Analyse unabdingbar . Wir müssen Verhalten verstehen können, um daran arbeiten zu können. Generell kann man aber immer sagen: Verbessere deine Beziehung zu deiner Katze, schaffe einen Lebensraum, in dem sich deine Katze selbstständig beschäftigen kann, sei freundlich zu deiner Katze und zuletzt: Gehe mit deiner Katze zu einem/einer Tiermedizinerin! Ohne medizinische Abklärung in einer speziellen Klinik für Katzen ist jede Prognose schlecht. Die meisten Auffälligkeiten werden aufgrund von Schmerzen gezeigt. Schmerzen führen zu Stress, und Stress wiederum kann das individuelle Schmerzempfinden beeinflussen. Katzen sind Meister im Verstecken von Schmerzen ; die Schmerzposition und das Schmerzgesicht bei Katzen sollten jedem/jeder Halterin bekannt sein. Es gibt dazu aber auch eine App, um anhand von Fotos Schmerzen erkennen zu können: Feline Grimace Scale App.

Der Lebensraum der Katze, also die eigene Wohnung, sollte katzengerecht eingerichtet werden. Damit sind nicht nur zwei Kratzbäume und zwei Toiletten gemeint. Wir vergessen häufig, dass sich Katzen nicht ausgesucht haben, bei uns zu leben. Wir haben diese Entscheidung getroffen, es ist daher nur fair, wenn die Katze auch wirklich in der Wohnung leben darf. Im besten Fall gibt es in jedem größeren Raum einen Kratzbaum mit Sicht nach draußen, mehrere Futterspiele, viele große, offene Katzentoiletten , die in der Wohnung verteilt sind, viele Spieltunnel und Spielzeuge zur freien Auswahl. Katzen werden sich nur dann mit diesen Sachen beschäftigen, wenn man sie dazu erstmalig immer wieder motiviert und vor allem: Wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Wenn das eigene Zuhause nicht nach Katzen aussieht, ist noch viel Platz zur Optimierung da, damit sich Katzen wirklich wohlfühlen!

 

Häufigste Fragen und Ängste von Kund*innen 

Eine der häufigsten Fragen ist wohl das „Warum“ hinter einem Verhalten. Die Angst , etwas falsch gemacht zu haben , ist ein zentrales Thema, das aufgegriffen werden muss. In vielen Fällen wissen wir den Auslöser für das Verhalten nicht, aber wir wissen, dass wir etwas optimieren können und dass es gut ist, dass Hilfe gesucht worden ist. Ein schlechtes Gewissen bringt hier weder Kund*innen noch Katzen weiter . Daher starte direkt mit Lösungsvorschlägen. Dabei kommt auch die Frage auf, ob die Katze wieder „normal“ wird. Das ist ganz individuell abhängig von den Katzen, ihren Erfahrungen und vor allem auch der Mitarbeit während des Verhaltentrainings. Eine Veränderung kann nur dann stattfinden, wenn man sich selbst ändert und die Lebensumgebung für die Katze optimiert. Die Intensität der Auffälligkeit wird aber meist geringer und das gemeinsame Zusammenleben durch die Maßnahmen harmonischer und stressfreier als zuvor.

 

Was verwundert meine Kund*innen am meisten?

Viele meiner Kund*innen sind erstaunt, wenn ich erkläre, wie stark das Verhalten ihrer Katze von den verschiedensten (Umwelt-)Faktoren beeinflusst wird. Überraschend ist meistens auch, dass tägliche 1:1-Beschäftigungseinheiten und das Katzifizieren der Wohnung dazugehören, um eine Verbesserung zu erreichen. Ein weiterer Punkt sind Schmerzen und das körperliche Wohlbefinden bei Katzen und die Erkenntnis, dass viele Verhaltensveränderungen dadurch ausgelöst werden. Auch die Tatsache, dass eine medizinische Abklärung nicht nur das Abtasten der Katze ist, sondern dass dazu viel mehr gehört und eine Versicherung Sinn macht, verwundert viele.

 

 

 

 


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