Katzenverhalten im Sommer: Was sich ändert und wie du deine Katze optimal unterstützt
Wenn der Sommer auf seinem Höhepunkt ist, verändern sich nicht nur unsere Tagesabläufe – auch Katzen schalten spürbar um. Während draußen die Luft flirrt, die Nächte lau sind und die Hitze jeden Winkel des Zuhauses wärmt, zeigen viele Stubentiger plötzlich neue Seiten: Mehr Ruhe, weniger Appetit, ein ständiges Umschichten auf der Suche nach dem angenehmsten Platz. Wer genau hinschaut, entdeckt im Hochsommer spannende Verhaltensänderungen bei Katzen – und versteht, wie du deinen Vierbeiner jetzt am besten unterstützen kannst.
1. Warum Katzen Wärme meist gut vertragen
Katzen sind von Natur aus erstaunlich gut an hohe Temperaturen angepasst. Ihre Vorfahren, die afrikanischen Wildkatzen (Felis silvestris lybica), die in trockenen, heißen Savannen- und Steppengebieten Afrikas beheimatet sind, mussten das ganze Jahr über mit Hitze und Wassermangel zurechtkommen. Diese Herausforderung meistern sie mit ausgeklügelten Anpassungsstrategien. Der Organismus der Katze ist darauf ausgelegt, Wärme effizient zu tolerieren und Flüssigkeitsverluste zu minimieren.
Für gesunde, ausgewachsene Katzen sind Temperaturen bis etwa 30 °C in der Regel unproblematisch, solange Rückzugsorte mit angenehmer Kühle zur Verfügung stehen. Das unterscheidet sie deutlich von Hunden, deren Vorfahren – die Wölfe – aus gemäßigten Klimazonen stammen und mit sommerlicher Hitze oft größere Schwierigkeiten haben.
Anders als wir Menschen oder Hunde regulieren Katzen ihre Körpertemperatur nicht durch Schwitzen oder intensives Hecheln, sondern vor allem über ihr Verhalten. Was das für das tägliche Leben bedeutet, wird gerade im Hochsommer besonders sichtbar.
2. Typische Verhaltensänderungen bei Katzen im Sommer
2.1. Deine Katze frisst weniger im Sommer
Vielleicht hast du schon bemerkt, dass deine Katze im Hochsommer weniger frisst. Das ist völlig normal und hat einen einfachen, biologischen Grund: Bei warmen Temperaturen braucht der Körper weniger Energie, weil keine zusätzliche Wärme produziert werden muss. Außerdem entsteht bei der Verdauung von Futter im Organismus sogenannte „nahrungsinduzierte Thermogenese“ – das bedeutet, dass beim Verstoffwechseln von Nahrung extra Wärme produziert. Indem deine Katze weniger frisst, vermeidet sie diese plus an Temperatur und schützt sich so vor Überhitzung.
Außerdem fressen Katzen im Sommer weniger Nassfutter oder meiden es ganz, da es bei der Hitze schnell schlecht und dadurch unappetitlich wird. Am besten bietest du kleinere Portionen an und entfernst Reste zeitnah. Solange deine Katze weiterhin frisst, trinkt und munter wirkt, besteht kein Grund zur Sorge.
2.2. Deine Katze schläft viel im Sommer
Das Klischee vom faulen Stubentiger stimmt im Sommer besonders. Dass deine Katze im Sommer extra viel schläft, ist kein Zufall. Hauskatze sind zwar grundsätzlich dämmerungs- und nachtaktiv, doch bei hohen Temperaturen verstärken sie dieses Verhalten noch und ruhen tagsüber deutlich mehr. Das hilft ihnen, den Energieverbrauch zu senken und zusätzliche Wärmeproduktion durch Bewegung zu vermeiden.
Weniger Aktivität und längere Ruhephasen sind ein natürlicher Schutzmechanismus gegen Überhitzung. Für dich heißt das: Es ist völlig normal, wenn dein Stubentiger im Hochsommer fast den ganzen Tag döst – das ist gesunde Selbstregulation und ein Zeichen für gute Anpassungsfähigkeit.
2.3. Deine Samtpfote trinkt mehrbei Hitze
Im Sommer steigt bei Katzen – genau wie bei uns Menschen – der Flüssigkeitsbedarf spürbar an. Durch die warme Umgebungsluft verliert der Körper mehr Wasser, das ausgeglichen werden muss. Viele Katzen suchen jetzt häufiger den Wassernapf auf oder interessieren sich sogar für laufendes Wasser aus dem Hahn – ein ganz natürliches Verhalten, um den Wasserhaushalt stabil zu halten.
Allerdings gilt die Katze von Natur aus als eher trinkfaul, da ihre Vorfahren den Großteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über Beutetiere gedeckt haben. Gerade bei Hitze kann das problematisch werden, wenn nicht genug getrunken wird. Biete daher mehrere Wassernäpfe an verschiedenen ruhigen Stellen an und probiere einen Trinkbrunnen aus, um das Wasser attraktiver zu machen. Frisches, täglich gewechseltes Wasser hilft, deine Samtpfote auch im Sommer ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen.
2.4. Dein Stubentiger sucht gezielt kühle Plätze auf
Im Sommer zieht es Katzen instinktiv auf kühle Fliesen, in die Badewanne oder in schattige Ecken. Über ihre Haut nehmen sie Temperaturunterschiede wahr und wählen so gezielt Orte, an denen sie überschüssige Wärme abgeben können. Unterstütze deine Katze, indem du ihr Zugang zu kühlen, dunklen Räumen und schattigen Plätzen ermöglichst.
2.5. Deine Katze ist weniger aktiv und spielt seltener
Im Sommer geht es bei vielen Katzen spürbar ruhiger zu – der Spieltrieb lässt nach und ausgedehnte Tobereien werden seltener. Das hat einen einfachen Grund: Bei Bewegung und Spiel entsteht in den Muskeln Wärme, die der Körper bei hohen Temperaturen möglichst vermeiden möchte. Weniger Aktivität ist daher ein natürlicher Schutzmechanismus gegen Überhitzung. Plane gemeinsame Spielzeiten am besten für die frühen oder späten Stunden und gönn deiner Katze tagsüber die Ruhe, die sie braucht.
3. Typische Sommerprobleme bei Katzen: Was trotzdem passieren kann
Trotz aller Anpassungen gibt es einige Risiken, die du im Blick behalten solltest.
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Hitzschlag: Kann bei extremer Hitze und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten auftreten, etwa in überhitzten Wohnungen oder Autos. Besonders ältere oder kranke Katzen sind gefährdet.
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Sonnenbrand: Vor allem ein Thema für Nacktkatzenrassen, wenn sie Freigang haben oder viel in der Sonne liegen.
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Zugluft & Klimaanlage: Zu langes Sitzen am offenen Fenster oder vor der Klimaanlage kann zu Augenentzündungen oder Erkältungen führen.
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Parasiten: Zecken, Flöhe und andere Parasiten sind im Sommer besonders aktiv. Katze regelmäßig kontrollieren und geeigneten Schutz mit dem Tierarzt absprechen.
Wichtig: Manche Verhaltensänderungen im Sommer können auch auf gesundheitliche Probleme hindeuten. So kann beispielsweise vermehrtes Trinken ein Hinweis auf Erkrankungen wie Diabetes oder Nierenprobleme sein. Gerade bei älteren oder vorerkrankten Katzen besteht die Gefahr, dass echte Krankheiten als normale Sommerträgheit übersehen werden. Beobachte deine Katze daher aufmerksam und suche im Zweifel lieber einmal mehr den Tierarzt auf.
4. Katzenverhalten im Sommer verstehen und entspannt begleiten
Wenn Du das Verhalten deiner Katze im Sommer richtig deutest, kannst du die warme Jahreszeit gelassen genießen. Weniger Appetit, viel Schlaf, mehr Trinken und der Rückzug an kühle Orte sind normale Anpassungen und kein Grund zur Sorge. Unterstütze deine Samtpfote mit frischem Wasser und kühlen Rückzugsmöglichkeiten.
Bleib dennoch aufmerksam: Wirkt deine Katze apathisch, frisst oder trinkt sie gar nicht mehr, oder zeigt sie Anzeichen von Schwäche, solltest du lieber frühzeitig den Tierarzt aufsuchen. Dann steht einem entspannten Sommer mit deinem Stubentiger nichts im Weg – und vielleicht können wir uns von ihrer Gelassenheit sogar etwas abschauen.
Über die Autorin

Larissa Csanády ist Tierärztin. Sie hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München von 2014 bis 2020 studiert. Sie hat außerdem mehrere Jahre Erfahrung in einer Kleintierpraxis. Nach Erhalt ihrer Approbation startete Larissa in einer Gemischtpraxis im Berchtesgadener Land. Zeitgleich entwickelte sie eine Liebe fürs Schreiben.
Deshalb hat sie Ende 2022 die Lambda Wortmanufaktur als spezialisierte Textagentur für Tiermedizin, Medizin und Tiertexte gegründet.
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