Orange Katzen im Mythos-Check: Was ist dran an ihrem besonderen Charakter?

Kaum eine Katze fällt so sehr ins Auge wie die orangefarbene oder rote Katze. Doch was steckt hinter ihrem besonderen Ruf? Gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Charakter oder handelt es sich dabei eher um Mythen?

In diesem Artikel nehmen wir die bekanntesten Behauptungen rund um orange Katzen unter die Lupe und zeigen, was wissenschaftlich belegt ist – und was nicht.

Orange Katzen: Auffällige Farbe, besonderer Charakter?

Orange oder rote Katzen sind keine eigene Rasse, sondern verdanken ihre besondere Fellfarbe einer genetischen Besonderheit – ähnlich wie Menschen mit roten Haaren. Diese Färbung ist bei Katzen relativ selten und kann in verschiedenen Varianten auftreten: von einfarbig über getigert (Tabby) bis hin zu Kombinationen mit Weiß oder als Teil eines Schildpatt-Musters (Glückskatze). Orangefarbene Katzen findet man bei vielen Rassen, zum Beispiel bei der Europäisch Kurzhaar, Britisch Kurzhaar, Maine Coon, Perser oder auch bei orientalischen Rassen wie der Abessinier, bei der Rot sogar zum Standard gehört. 

Die auffällige Fellfarbe macht sie zu echten Hinguckern – und sorgt dafür, dass sich viele Mythen und Geschichten um sie – und insbesondere ihren einzigartigen Charakter - ranken.

Eigenschaften von orangen Katzen: Zwischen Mythos und Realität

Orange Katzen sind besonders freundlich und verschmust

Viele Katzeneltern sind überzeugt, dass orange Katzen besonders freundlich, verschmust oder anhänglich seien.

Tatsächlich gibt es Studien, in denen Besitzer nach dem Charakter ihrer Katzen befragt wurden. Hierbei wurden orangefarbenen Katzen häufiger als freundlich und ruhig wahrgenommen, die Unterschiede waren aber nicht sehr aussagekräftig. 1

Andere Studien fanden keinen klaren Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Charaktereigenschaften wie freundlich oder anhänglich. 2

Fazit: Für den Mythos, dass orange Katzen besonders freundlich und verschmust sind, gibt es keine wissenschaftliche Grundlage – dahinter steckt vor allem die subjektive Wahrnehmung von manchen Katzeneltern.

Orange Katzen sind immer männlich

Viele haben das Gefühl, dass viele orangefarbenen Katzen Kater sind. Das stimmt! Tatsächlich ist ein Großteil der orangen Katzen männlich.

Der Grund dafür liegt in der Genetik: Das Gen für die rote Fellfarbe (ARHGAP36) befindet sich auf dem X-Chromosom. Kater haben nur ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom. Tragen sie dort das „Rot-Gen“, sind sie vollständig orange. Weibliche Katzen besitzen hingegen zwei X-Chromosomen. Damit eine Katze einfarbig orange ist, müsste sie auf beiden X-Chromosomen das „Rot-Gen“ tragen – und das ist ziemlich selten. Häufiger haben weibliche Katzen ein rotes und ein schwarzes Gen, was zu gemischten Mustern wie Schildpatt (dreifarbig) führt.3

Fazit: Der Mythos stimmt teilweise: Die meisten orangefarbenen Katzen sind männlich, aber es gibt auch seltene weibliche Ausnahmen – alles eine Frage der Genetik.

Orange Katzen haben einen besonderen Charakter

Auch hier hält sich der Mythos hartnäckig. 

Rund um orange Katzen kursiert oft der Mythos, sie hätten einen ganz besonderen Charakter – gemeint ist damit oft „verrückt sein“, überreagieren oder sogar ein Hang zu aggressivem Verhalten. 

Wissenschaftlich konnte bisher jedoch kein klarer Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Persönlichkeit nachgewiesen werden. Lediglich bei weiblichen Katzen mit rotem Fell weist eine Studie auf eine etwas höhere Eigensinnigkeit oder Aggressivität in bestimmten Alltagssituationen hin – allerdings basiert dies auf  subjektiven Bewertungen. 4

Aus meiner Erfahrung in der Tierarztpraxis kann ich sagen: Auch hier wird manchmal gemunkelt, dass rote Katzen besonders widerspenstig seien – ich habe aber ebenso viele orange Katzen erlebt, die Behandlungen völlig entspannt und gelassen über sich ergehen ließen.

Fazit: Auch dieser Mythos hat keine eindeutige wissenschaftliche Grundlage – ob eine orange Katze besonders „verrückt“ oder eigensinnig ist, hängt vor allem vom individuellen Charakter und den Erfahrungen ab.

Rote Katzen fressen mehr als andere

Der Mythos, dass rote Katzen besonders verfressen sind, hält sich hartnäckig – nicht zuletzt dank Comic-Helden wie Garfield. Wissenschaftlich gibt es dafür aber keinerlei Belege oder Studien. Tatsächlich hängt das Fressverhalten von Katzen vor allem von Faktoren wie Kastration, Aktivitätslevel und individuellen Vorlieben ab – und nicht von der Fellfarbe. 

Orange Katzen wirken manchmal größer, weil sie bei einigen großrahmigen Rassen häufiger vorkommen. Und weil viele rote Katzen männlich und kastriert sind, trifft man in dieser Gruppe vielleicht öfter auf gemütliche „Feinschmecker“. Mit der Farbe selbst hat das aber nichts zu tun.

Fazit: Es gibt keinen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Appetit – die Legende vom „verfressenen roten Kater“ lebt eher von Klischees.

Orange Katzen bringen Glück

In vielen Kulturen gelten orange oder rote Katzen als Glücksbringer – insbesondere in Großbritannien, Irland, Frankreich und Russland. Die auffällige Fellfarbe gilt dort als Symbol für Wohlstand, Lebensfreude oder besonderen Schutz. Wissenschaftlich ist das natürlich nicht belegbar, aber die positive Symbolik trägt sicher dazu bei, dass orange Katzen so beliebt sind. Im Gegensatz dazu haben schwarze Katzen es leider schwerer, da sie in manchen Kulturen immer noch als Unglücksbringer gelten und deshalb oft seltener aus einem Tierheim adoptiert werden.

Fazit: Der Mythos vom Glücksbringer ist fest in vielen Köpfen verankert – auch wenn es keine wissenschaftlichen Beweise gibt, sorgt er vermutlich dafür, dass orange Katzen besonders beliebt sind.

Rote Katzen sind immer getigert

Der Eindruck, dass alle roten Katzen getigert sind, kommt nicht von ungefähr: Fast alle orangefarbenen Katzen zeigen tatsächlich ein Tabby-Muster – also Streifen oder Flecken im Fell.

Normalerweise bestimmt das sogenannte Agouti-Gen, ob eine Katze ein gestreiftes Tabby-Fell hat oder ein durchgehend gefärbtes „solid“-Fell. Bei roten Katzen funktioniert das aber anders: Das Orange-Gen sorgt dafür, dass schwarzes Pigment in rotes Pigment umgewandelt wird – und dabei kann das Nicht-Agouti (also „solid“) den Tabby-Effekt nicht überdecken. Deshalb erscheinen selbst genetisch einfarbig (solid) rote Katzen äußerlich immer gestreift oder gemustert.5

Fazit: Der Mythos stimmt größtenteils – fast alle roten Katzen sind tatsächlich getigert, da das Zusammenspiel der Farbgene eine einfarbige rote Katze zur Ausnahme macht.

Was wir über orange Katzen wirklich wissen

Orange Katzen sind auffällig, beliebt und bringen jede Menge Gesprächsstoff mit. Ihr Charakter ist – wie bei allen Katzen – vor allem individuell geprägt. Die meisten Mythen rund um besondere Eigenschaften oder Fressverhalten beruhen eher auf subjektiven Erfahrungen als auf wissenschaftlichen Fakten. Einige Mythen stimmen tatsächlich: Die meisten orange Katzen sind männlich und fast immer getigert – hängt mit ihrer spannenden Genetik zusammen.

 
Eines bleibt sicher: Orange Katzen faszinieren und bereichern jedes Zuhause – unabhängig von allen Mythen.

 

Über die Autorin

Larissa Csanády ist Tierärztin. Sie hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München von 2014 bis 2020 studiert. Sie hat außerdem mehrere Jahre Erfahrung in einer Kleintierpraxis. Nach Erhalt ihrer Approbation startete Larissa in einer Gemischtpraxis im Berchtesgadener Land. Zeitgleich entwickelte sie eine Liebe fürs Schreiben.

Deshalb hat sie Ende 2022 die Lambda Wortmanufaktur als spezialisierte Textagentur für Tiermedizin, Medizin und Tiertexte gegründet.


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